Moor and more

Paludi-Tinyhouse

Klimaschutz in Vorpommern – von der Einöde zum kulturellen Kleinod

 

Einöden sind in Vorpommerns Mooren Räume der entwässerungsbasierten monokulturellen großindustriellen Landwirtschaft. Dem Tourismus und der Erholung dienen bereits wiedervernässte geschützte Moor-Landschaften. Entwässerte Moore sind Hotspots von Treibhausgasemissionen. Wiedervernässte Moore werden wieder Refugien für seltene Tier- und Pflanzenarten. Ein Umdenken in der Landnutzung von Mooren ist dringend notwendig, um CO2-Emissionen zu reduzieren und gleichzeitig eine Wertschöpfung auf der Fläche zu erhalten. Etwa indem statt Mais und Grünland dann Rohrkolben und Schilf angebaut und verwertet werden. Moorlandwirte müssen zu Moor-Klimawirten werden. Um ein Umdenken von Landwirten, Anwohnenden und politischen Entscheidungstragenden zu ermöglichen, braucht es Einblicke in eine Zukunft der Nutzung intakter [wiedervernässter] Moore. Sie können einen kulturellen Wandel in der Bewirtschaftung und Nutzung von Mooren hervorrufen und beschleunigen.

Was machen wir?

Wir planen und bauen ein tiny house mit Paludi-Baustoffen, um zu zeigen, was sich mit diesen Baustoffen machen lässt. Die Rohstoffe für diese Bau- und Dämmmaterialien können in wiedervernässten Mooren angebaut und geerntet werden: Schilf, Rohrkolben, Erle, Seggen, Rohrglanzgras.

Damit zeigen wir einen Weg der lokalen Wertschöpfung durch nachhaltige Landnutzung & Tourismus mit einem ressourcenschonenden Lebensstil „Small is beautiful“. Die Nutzung des [Kleinods] erfolgt als Ferienhaus, Büro auf Zeit und für künstlerische Kontemplation in einem Moor in Vorpommern.

Allein in Mecklenburg-Vorpommern sind 13% der Landfläche von Mooren bedeckt, das sind etwa 270.000 Hektar. Davon sind 85.000 ha prinzipiell für den Anbau von Rohrkolben geeignet. Die Produktivität von Rohrkolben kann 20 t Trockenmasse pro Hektar und Jahr betragen. Eine Rohrkolben-Fläche von rd. 30 Hektar wäre kurz- bis mittelfristig ausreichend, um genügend Rohstoff für die kontinuierliche Produktion eines Herstellers von Bau- und Dämmplatten zu liefern. Durch die spezifischen Eigenschaften von Rohrkolben kann der Energieverbrauch und damit CO2-Emissionen bei der Verarbeitung im Vergleich zur Herstellung ähnlicher Bau- und Dämmmaterialien gesenkt werden.

Entwässerte Moore emittieren bis zu 40 Tonnen CO2 pro Hektar und Jahr. Zudem werden sie aufgrund von Bodenverlust durch Oxidation langfristig nicht mehr nutzbar sein, bereits jetzt beträgt die Sackung oft über einen Meter. Viele betroffene Moorgebiete sind küstennah und durch den erwarteten Meeresspiegelanstieg zusätzlich gefährdet. Der Anbau von Rohrkolben und Schilf ist eine mögliche Alternative zur Flächenaufgabe.

Der Ausdruck „small is beautiful“ ist ein geeigneter Vorsatz für nachhaltiges Bauen – es reduziert den Ressourcenverbrauch,
minimiert Baukosten und eignet sich als Motto für weitere Lebens- und Verhaltensweisen. Es gibt mittlerweile verschiedene Ansätze der „Tiny houses“. Sie sind auf vielfache Art nutzbar, können kombiniert (= vergrößert) werden, sind leicht transportierbar. In urbaner Umgebung können sie Baulücken füllen und auf dem Land zum niedrigpreisigen
Wohnen beitragen. Sie können an vorhandene Energienetze angeschlossen oder energetisch selbstversorgend genutzt
werden.

Wir werden dabei unterstützt vom Fond Nachhaltigkeitskultur des Rates für Nachhaltige Entwicklung (#tatenfuermorgen) und der Norddeutschen Stiftung für Umwelt und Entwicklung.